
Frauen als bedrohte Geflüchtete – eine wichtige Information der
Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Peine
Die letzten Tage machen deutlich, wie instabil der Frieden in der Welt – auch in Europa – sein kann.
Das 8.März Frauenbündnis hat dies öffentlich aufgegriffen und sich mit der Ukraine und ihrem Kampf für Demokratie und den geflüchteten Frauen und
Kinder aus der Ukraine solidarisiert.
Wichtig ist es aber nun, auf die besondere Bedrohung für Frauen und Kinder durch sexuelle Ausbeutung als Geflüchtete zu achten.
Auf dem Weg über die rettenden Grenzen wartet eine neue Gefahr: Schlepper versuchen die Not der Fliehenden auszunutzen. Frauen und Kinder sind oft auf sich allein gestellt und es droht ihnen unter anderem sexuelle Ausbeutung.
Auch die Vermittlung in Wohnungen kann von sexueller Ausbeutung begleitet werden.
Irene Hirzel vom Beratungs- und Schulungszentrum gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung «ACT212» (Der Schweizer Verein ACT212 wurde gegründet, um die Anstrengungen gegen den Menschenhandel in der Schweiz und im Ausland zu unterstützen, namentlich durch Beratungen, Schulungen, Sensibilisierung, Zusammenarbeit mit Fachleuten und Organisationen) berichtet:
«Es ist traurig, aber leider nicht neu», sagt sie. Menschenhandel sei ein großes Business, das von Kriegen befeuert werde. «Wenn Menschen fliehen müssen, sind sie in einer vulnerablen Situation und werden Ziel von Schleppern. Diese wollen Geld verdienen », so Hirzel.
Die Menschenhändler befriedigen damit eine Nachfrage. Am Tag der Invasion
sind die Google-Suchen nach «Ukrainian girls» massiv angestiegen und bleiben seither hoch. Das gleiche Phänomen ist laut Hirzel auf Pornoseiten zu
beobachten. Fälle von Ukrainerinnen, die in die Fänge von Menschenhändlern
gerieten, sind schon nach der russischen Annexion der Krim im Jahr 2014 gemeldet worden.
«Der Konflikt hat bereits großen Einfluss auf die Sicherheit der zivilen Bevölkerung, vor allem von Frauen und Mädchen, die einem erhöhten Risiko
ausgesetzt sind», so Pramila Patten. Sie ist Sondergesandte der Vereinten Nationen für sexuelle Gewalt in Konflikten. In einer Verlautbarung der UN
zeigte sie sich bereits am 28. Februar besorgt über die sich «schnell
verschlechternde Situation» in der Ukraine. Tausende Familien sind zur Flucht
gezwungen, da der Konflikt weitergehe.
Damit steige das Risiko von sexueller Gewalt und Ausbeutung. Frauen und Mädchen seien überproportional gefährdet.
Die Vermittlung von Frauen und Kindern auch in private Unterkünfte ist eine großartige Unterstützung, die auch im Landkreis Peine gerade geleistet wird.
Wer derzeit aus privater Initiative heraus Menschen aus der Ukraine dabei hilft, eine Unterbringung zu finden, wird gebeten, besondere Aufmerksamkeit walten zu lassen bei der Vermittlung. Es wäre sehr wichtig, dass Namen und
Adressen dieser Unterkünfte bekannt sind und dokumentiert werden und dass alle Ankommenden zuerst registriert werden. Werden den Frauen „günstige Verdienstmöglichkeiten mit Unterkunft“ angeboten, sollten die Helfenden kritisch nachfragen und den Kontakt mit den vermittelten Frauen und Kindern halten.
Landkreis Peine
Referat für Gleichstellung 16.03.2022
Pressemitteilung